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12 Monkeys

Visuell beeindruckende Zeitreise mit eher lahmem Mindfuck
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[Anzahl der Stimmen: 45 Durchschnitt: 3.6]

Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

12 Monkeys zählt zweifellos zu den bekanntesten Mindfuck-Filmen. Das ist kein Wunder, denn seine Schauspieler weisen eine ebenso beträchtliche Star-Power auf wie sein Regisseur Terry Gilliam. Gilliams besondere Stärke ist seine visuelle Kreativität und auch dem Mindfuck ist er durch Filme wie Brazil, Fear and Loathing in Las Vegas oder eben 12 Monkeys. Dabei zählt 12 Monkeys zweifellos zu Gilliams eher pessimistischen Filmen. Allerdings schafft er hier auch so weit die Annäherung an den Mainstream, dass der Film beim Kinopublikum sehr erfolgreich war. Laut Box Office Mojo spielte 12 Monkeys weltweit mehr als 168 Millionen Dollar ein und ist damit einer der lukrativsten Mindfuck-Filme aller Zeiten.

Das Ende ist nah

In einer nahen Zukunft sind fast alle Menschen einem tödlichen Virus zum Opfer gefallen. Der Sträfling James Cole (Bruce Willis) wird per Zeitreise in die Vergangenheit geschickt, um Informationen über die Seuche zu sammeln. Bislang ist nur bekannt, dass die Gemeinschaft der 12 Monkeys für die Katastrophe verantwortlich ist. Zunächst wird Cole versehentlich in das Jahr 1990 zurückgeschickt und dort umgehend in eine Irrenanstalt eingewiesen. Dort trifft er auf die Ärztin Kathryn Railly (Madeleine Stowe) und den Patienten Jeffrey Goines (Brad Pitt). Nach der erfolgreichen Rückkehr in seine Zeit identifiziert Cole Goines als ein Mitglied der 12 Monkeys und wird nun in die korrekte Zeit geschickt, um Goines zu finden und zu kontaktieren. Er entführt seine ehemalige Ärztin Railly und macht sich auf die Suche. Dabei plagt ihn ein wiederkehrender Albtraum: Als Cole ein Kind war, musste er miterleben, wie am Flughafen ein Mann erschossen wurde. Aber warum kommt Dr. Railly in diesem Traum vor?

Die Auflösung

Bis hierhin erzählt der Film sehr geradlinig – besonders für einen Mindfuck-Film. Die Überraschungen und der Mindfuck folgen erst zum Schluss.

Die Auflösung von 12 Monkeys

Cole kann Goines nicht zur Kooperation bringen und plant, zusammen mit Railly zu fliehen, um die letzten Tage vor Ausbruch des Virus angenehm zu verbringen. Dabei streuen die beiden verschiedene Hinweise, aufgrund derer Cole ursprünglich in die Vergangenheit geschickt und auf die 12 Monkeys angesetzt wurde. Wie sich herausstellt, sind die 12 Monkeys jedoch radikale Tierschützer und haben mit der Katastrophe nichts zu tun. Das Virus wird von einem Mitarbeiter des Forschungslabors von Jeffreys Vater freigesetzt. Als Cole den Täter am Flughafen trifft, versucht er verzweifelt, diesen aufzuhalten. Stattdessen wird Cole jedoch von der Polizei erschossen. Es ist exakt diese Erschießung, die der junge Cole gesehen hat. Cole hatte also Albträume von seinem eigenen Tod.

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Der Mindfuck in 12 Monkeys

Analyse des Mindfuck in 12 Monkeys

Der Mindfuck in 12 Monkeys basiert auf der ringförmigen Logik von Coles Zeitreise. Cole wird auf die 12 Monkeys angesetzt, weil er Hinweisen nachgeht, die er im Verlauf des Films selbst streut. Er hätte die Hinweise aber nie gestreut, wenn er sie nicht selbst zuvor gesehen hätte. Ähnlich verhält es sich mit Coles Albtraum. Coles Zeitreise verändert die Geschichte so, dass er erschossen wird. Doch gleichzeitig ist die Erschießung schon Teil von Coles Erinnerungen.

Das Motiv der Erschießung auf dem Flughafen ist ein Verweis auf den Kurzfilm Am Rande des Rollfelds (Originaltitel: La jetée) von Chris Marker. Auch in diesem recht experimentellen Film erlebt ein Zeitreisender seine eigene Erschießung mit. Auch hier ist eine globale Katastrophe – in diesem Fall der Dritte Weltkrieg – der Auslöser für die Zeitreise.

Die 12 Monkeys, das zentrale Mysterium des Films, erweisen sich als roter Hering. So bezeichnet man in der Fachsprache Personen oder Gegenstände, die als zentral für die Handlung des Films erscheinen und die Aufmerksamkeit des Zuschauers binden. In Wirklichkeit stellen sie sich jedoch als unwichtig heraus.

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Fazit

Die Stärken von 12 Monkeys liegen im visuellen Bereich. Hier kann Regisseur Terry Gilliam seine Kreativität ausleben. Er präsentiert eine dystopische Welt, in der kaum Unterschiede zwischen Coles Gegenwart und der Vergangenheit existieren. Zudem weiß der Film, seine Stars in Szene zu setzen. Insbesondere Brad Pitt wurde für seine Leistung hoch gelobt und mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Mindfuck und Plot Twist fallen im Vergleich dazu jedoch deutlich ab.

Beurteilung von Mindfuck und Plot Twist

Einerseits ist ringförmige Zeitreiselogik immer problematisch. Es gibt keinen Einstiegspunkt, an dem die Ereignisse in Gang gesetzt werden können, weil jeder Punkt bereits ein anderes Ereignis voraussetzt. Zudem gibt es keinen Grund, warum Coles Warnungen über die 12 Monkeys bei seinen Auftraggebern ankommen, seine späte Erkenntnis, dass die Tierschützer nicht die Katastrophe verursacht haben aber in seiner Gegenwart nicht schon die ganze Zeit bekannt waren. Alle anderen Informationen haben Coles Auftraggeber schließlich auch erreicht. Auch der Inhalt des Plot Twists ist fragwürdig. Es kann durchaus frustrierend sein, wenn man als Zuschauer emotionales Engagement für eine falsche Fährte für einen roten Hering von diesem Kaliber aufbringt.

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Der Popularität von 12 Monkeys an der Kinokasse taten diese Kritikpunkte jedoch keinen Abbruch.

Weiterführende Links

12 Monkeys bei www.imdb.com
12 Monkeys bei www.rottentomatoes.com

Filme wie 12 Monkeys

Filme mit ähnlichem Mindfuck wie 12 Monkeys

Coherence (USA/Großbritannien 2013, James Ward Byrkit)
Parallel (Kanada 2018, Isaac Ezban)
Parallelwelten (Spanien 2018, Oriol Paulo)
Predestination (Australien 2014, The Spierig Brothers)
Primer (USA 2004, Shane Carruth)
Timecrimes (Spanien 2007, Nacho Vigalondo)
Triangle (Großbritannien/Australien 2009, Christopher Smith)

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Bernd Leiendecker
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2 comments on “12 MonkeysAdd yours →

  1. Erstmal tolle Seite. Sind viele Mindfuck-Perlen dabei welche auch toll gedeutet werden. Großes Lob.
    Wobei mir persönlich noch Mulholland Drive fehlt. 😉

    Nun zum Thema:
    Bei Twelve Monkeys stimme ich allerdings nicht zu. Beim kompletten Mindfuck fehlt mir hier noch ein Puzzleteil. Die Wisschenschaftlerin Jones in den letzten Minuten des Films im Flugzeug neben Dr. Peters.

    Diese Szene gibt dem Mindfuck und auch dem Film an sich nochmal eine ganz andere Richtung:

    Ich beschreibe aus meiner Sicht den Mindfuck und die letzten ca. 15 Minuten des Films:

    Cole ist bereit alles hinter sich zu lassen. Er weiß selbst nicht mehr was Realität und was Fiktion ist, er weiß nur eines: Er will Zeit mit Kathryn verbringen und nochmal „leben“.
    Diese wiederum ist ebenfalls hin- und hergerissen. Sie will auch mit Cole zusammen sein, glaubt allerdings mehr und mehr, dass die Katastrophe wirklich kommt.
    (Kinoszene, Vertigo usw…)
    (….)
    Nun steige ich am Flughafen ein. Sie besorgt die Tickets, Cole soll seinen Bart richten. Er ruft selbst die Voicemail an weil ihn sein Gewissen plagt. Er hinterlässt die Nachricht, dass das mit den 12 Monkeys eine Tierschützeraktion war und nichts mit dem Virus zu tun hat (etc..).
    Kurz darauf steht José vor ihm. Hier beginnt nun einer der wichtigsten Dialoge des Films:

    FAMILIAR VOICE (o.s.)
    You gotta be crazy, man!

    COLE whirls, finds himself facing a Puerto Rican youth in an L.A.
    Raiders jacket, a sideways baseball cap, and mirrored sun glasses

    COLE
    Jo…Jose????

    JOSE
    Pulling out the tooth, man, that was
    nuts! Here, take this.

    JOSE tries to slip COLE a 9mm pistol. Astonished, COLE resists!

    COLE
    What? What for? Are you crazy?

    Frustrated, JOSE conceals the gun but keeps a grip on COLE’S arm.

    JOSE
    Me? Are you kiddin? You’re the one!
    You were a hero, man. They gave you a
    pardon! And whadda you do? You come
    back and fuck with your teeth! Wow!

    COLE
    How did you find me?

    JOSE
    The phone call, man. The phone call.

    COLE
    The call I just made? Five minutes ago?

    JOSE
    Hey, five minutes ago, thirty years ago!
    Yes, that phone call. I been in training
    for this a couple a months now — ever
    since I got back from that… „weird“
    war we were in. You remember that?
    (pressing the pistol on Cole)
    Here, take it, man! You could still be
    a hero if you’d cooperate!

    Danach sieht man noch wie Kathryn Dr. Peters entdeckt. Die stürmt aufgebracht ihrer Erkenntnis zu Cole.
    Danach folgt noch ein Dialog in welchem José klar macht warum er hier ist und warum Cole hier ist (…).

    Den Rest setze ich als Bekannt voraus.
    Ich steige erst wieder im Flugzeug ein (nicht verwirren lassen, im Film ist es eine Frau – wurde umgeschrieben):

    INT. 747 CABIN – DAY

    DR. PETERS closes the door to the overhead luggage rack
    containing his Chicago Bulls bag and takes his seat. Next to
    him, a FELLOW TRAVELER, unseen, says…

    FELLOW TRAVELER’S VOICE (o.s.)
    It’s obscene, all the violence, all the
    lunacy. Shootings even at airports now.
    You might say…we’re the next endangered
    species…human beings!

    CLOSE ON DR. PETERS, smiling affably, turning to his neighbor.

    DR. PETERS
    I think you’re right. sir. I think
    you’ve hit the nail on the head.

    DR. PETERS‘ POV: the FELLOW TRAVELER, a silver haired gentleman
    in a business suit, offering his hand congenially. DR. PETERS
    doesn’t know who this man is, but we do. It’s the ASTROPHYSICIST!

    ASTROPHYSICIST
    Jones is my name. I’m in insurance.

    Fazit:

    Wir haben eine Endlosschleife. Allerdings eine bösartige, perfide.
    Der Anruf von Cole auf der Voicemail konnte in 2035 zu der Zeit seiner Zeitreisen noch nicht rekonstruiert werden. Dies findet auch Erwähnung am Anfang des Films. Erst später (ggf. 2037; hierfür spricht José‘s „Training month“) entschlüsselten die Wissenschaftler die Nachricht und schickten José zurück um Cole zu warnen.

    Der Verlauf bleibt trotzdem gleich….aber nur darum: Die Wissenschaftler erhalten (wahrscheinlich dann 2037-2040) die Info über Peters. Entweder über José welcher das Schauspiel 96 am Airport beobachtet hat oder durch eine nachträgliche Befragung von Katryn durch José.

    Darauf reist Jones zurück…jedoch nicht um alles zu verhindern sondern nur um eine Probe für ein Gegenmittel zu beschaffen.
    Dies zeigt sich ganz klar am Dialog mit Dr. Peters am Schluss. Warum so eine Menschheit retten?
    In 2035 (und ff.) herrscht „sie“. Warum das ändern.
    (Hierbei natürlich wieder üble Sozialkritik von Giliam).

    Durch dieses Verhalten von Jones wird sich somit nie etwas ändern, aber Coles Mission ist doch gelungen: Ein Virus für die Gegenwart wurde beschafft.

    [Viele interpretieren noch in das „ich mache in Versicherungen“ von Jones etwas rein. Viele beschreiben dieses deutet darauf hin, dass Jones nichtmal ein Gegenmittel möchte, sie möchte sich nur „versichern“, dass alles so läuft wie geschehen. > Ist für mich allerdings zu weit hergeholt. Hier würde das ganze Zeitreisen keinen Sinn machen. Ist ja so oder so schön passiert \\\ Das „ich mache ich in Versicherungen“ würde ich stattdessen als Lebensversicherung für die künftige Menschheit deuten]

    ————

    Für mich neben Mulholland Drive der am schwierigsten aufzulösende Film.
    Für mich auch einer der besten aller Zeiten!

  2. Danke, Basti, für Deinen ausführlichen Kommentar. Das ist Motivation für mich, das Ende nochmal zu prüfen 🙂

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