Die üblichen Verdächtigen - 5-Sterne-Mindfuck

Primer

Zeitschleife für Fortgeschrittene
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Mindfuck-Level: Experte

In einer Zeit, in der Hollywood-Topstars in jedem Film zweistellige Millionenbeträge verdienen, erregt ein Film mit einem Budget von 7.000 Dollar zwangsläufig Aufsehen – besonders wenn der Großteil dieses Mini-Budgets schnöde in die Filmrollen investiert wurde, auf denen der Film gedreht wurde. Die Rede ist von Primer, bei dem Shane Carruth unter anderem Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller ist. Der Film räumte trotz seines geradezu lächerlichen Budgets den Jury-Preis beim bekannten Sundance Film Festival ab und erfreute sich auch großer Beliebtheit bei der Filmkritik. Zu Recht, wie sich herausstellt, denn Primer liefert starken, wenn auch nicht immer leicht nachvollziehbaren Mindfuck.

Zufallstreffer

Die Ingenieure Aaron (Shane Carruth) und Abe (David Sullivan) entwickeln neben ihrem Hauptberuf zusammen mit zwei Freunden in ihrer Garage neue Technologien. Bis jetzt hatten sie wenig Erfolg, doch ihre neueste Erfindung zeigt eine überraschende Funktion. Eigentlich sollte sie die Masse von Gegenständen reduzieren, doch sie erzeugt mehr Energie, als ihr zugeführt wird. Dabei ist unklar, wo diese Energie herkommt. Aaron und Abe erkennen die Tragweite ihrer Erfindung, doch sie wollen damit nicht an die Öffentlichkeit gehen und verraten auch ihren Freunden nichts. Erst Monate später entdeckt Abe einen Pilz innerhalb der Maschine, der ungewöhnlich schnell gewachsen ist. Die Untersuchungsergebnisse erlauben nur einen Schluss: Der Pilz ist um Jahre gealtert, folglich erzeugt die Maschine eine Zeitschleife. Als er Aaron darüber informiert, stellen die beiden die Theorie auf, dass ein Mensch mit dieser Maschine in die Vergangenheit reisen könnte. Abe kann sie beweisen, denn er hat die Maschine bereits benutzt.

Schadensbegrenzung – Das Ende von Primer

Die Auflösung von Primer

Die beiden entwickeln einen Plan. Sie fahren nachmittags ihre Zeitmaschine hoch und schließen sich dann ohne Kontakt zur Außenwelt in ein Hotelzimmer ein. Nach knapp sechs Stunden bringen sie den Kurs einer Aktie in Erfahrung, die an diesem Tag besonders stark gestiegen ist, und benutzen die Zeitmaschine. Sie reisen sechs Stunden in der Zeit zurück und kaufen die Aktie. Anschließend leben sie ihren Tag ganz normal. Der Plan ist darauf abgestimmt, die Geschichte nicht zu verändern, doch nach einigen Tagen beginnen Abe und Aaron zu überlegen, ob dies nicht doch wünschenswert wäre. Doch bevor sie ihren Plan umsetzen können, begegnen sie dem Vater von Abes Freundin Rachel (Samantha Thomson).

Er hat offensichtlich selbst eine Zeitreise unternommen. Abe und Aaron folgern, dass sich ein Notfall ergeben hat und Abe nutzt seine Rückversicherung: Bevor er das erste Mal durch die Zeit reiste, hat er eine zweite Zeitmaschine hochgefahren. Mit dieser reist er zurück zum Ausgangspunkt, betäubt seinen Doppelgänger und nimmt dessen Platz ein. Doch der Aaron, auf den er trifft, ist auch schon ein Zeitreisender. Auf Rachels Geburtstagsparty gab es einen Zwischenfall, als Rachels Ex-Freund eine Schrotflinte zog. Aaron fühlt sich verantwortlich und will die Situation durch seine Zeitreise endgültig klären. Dies gelingt auch, aber Abe und Aarons Freundschaft ist nicht mehr zu retten. Aaron verlässt das Land, während Abe die anderen Versionen von sich und Aaron überwachen will, damit sie erst gar keine Zeitreise unternehmen.

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Was? Wann? Wie? – Der Mindfuck von Primer

Analyse des Mindfuck von Primer

Allein der Plot und die Hintergründe von Primer sind schon ziemlich verwirrend. Doch die Erzählweise des Films macht es nicht leichter. Die Auflösung erfolgt in einer Szene, die dermaßen mit Informationen vollgestopft ist, dass es nicht leicht ist, den Erklärungen zu folgen. Dazu werden viele entscheidende Informationen nicht mehrmals wiederholt oder übermäßig betont, wie es im Mainstrem-Film oft üblich ist. So muss man schon gewaltig aufpassen, um dem Mindfuck von Primer folgen zu können.

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Fazit

Man muss ziemlich viel Aufmerksamkeit und Denkarbeit in Primer investieren, aber es lohnt sich. Mit minimalem Budget ist Shane Carruth ein packender, herausfordernder Film über das Reisen durch die Zeit gelungen, der vor allem von den moralischen Problemen lebt, mit denen die Hauptfiguren konfrontiert sind. An manchen Stellen hätte man sich etwas deutlichere Erklärungen oder einfach nur eine besser verständliche Tonspur gewünscht, aber wer sich für Mindfuck interessiert, kommt an Primer nicht vorbei. Unbedingt anschauen.

Weiterführende Links

Primer bei www.imdb.com
Primer bei www.rottentomatoes.com
Ausführliche Erklärung von Primer bei qntm.org

Filme wie Primer

Filme mit ähnlichem Mindfuck wie Primer

12 Monkeys (USA 1995, Terry Gilliam)
Coherence (USA/Großbritannien 2013, James Ward Byrkit)
Parallel (Kanada 2018, Isaac Ezban)
Parallelwelten (Spanien 2018, Oriol Paulo)
Predestination (Australien 2014, The Spierig Brothers)
Timecrimes (Spanien 2007, Nacho Vigalondo)
Triangle (Großbritannien/Australien 2009, Christopher Smith)

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Bildnachweis: Erstellt unter der Verwendung von Octicons-star (Copyright © GithHub, MIT-Lizenz)

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Bernd Leiendecker
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