Remember

Grausame Erinnerungen
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[Anzahl der Stimmen: 12 Durchschnitt: 2.9]

Mindfuck-Level: Anfänger

Erinnerung ist ein wichtiges Thema für den Mindfuck. Immer wieder erinnern sich die Hauptfiguren nicht oder nur unzureichend an Schlüsselereignisse aus ihrer Vergangenheit. Erinnerung ist auch ein wichtiges Thema im Umgang mit dem Holocaust. Die begangenen Gräueltaten sind für die menschliche Vorstellung kaum fassbar, aber gerade deshalb dürfen sie nicht in Vergessenheit geraten. Und schließlich ist Erinnerung auch das zentrale Problem von Demenzkranken. Die Vergangenheit verblasst und das Erinnern fällt ihnen zunehmend schwer. Remember von Atom Egoyan ist ein Film über das Erinnern, der diese Themenfelder miteinander vermischt, geht es doch um einen Demenzkranken, der einen Holocaust-Verbrecher sucht, um ihn siebzig Jahre später seiner Strafe zuzuführen.

Auf der Suche nach einem Mörder

Zev Guttman (Christopher Plummer) ist dement und lebt in einem Pflegeheim. Vor zwei Wochen ist seine Frau Ruth gestorben, doch Zev erinnert sich daran schon nicht mehr. Zevs Tischnachbar Max (Martin Landau) sagt, Zev habe ihm nach Ruths Tod etwas versprochen und übergibt ihm einen Brief mit genauen Anweisungen. Der Brief ist für Zev eine wichtige Gedächtnisstütze, denn er vergisst neue Informationen sehr schnell wieder.

Zev folgt den Anweisungen des Briefs, reist nach Cleveland und kauft eine Waffe. Er sucht den 88jährigen deutschen Einwanderer Rudy Kurlander (Bruno Ganz) auf und befragt ihn über seine Nazi-Vergangenheit. Wie sich herausstellt, erzählt Max‘ Brief von vier Rudy Kurlanders, von denen einer in Wirklichkeit der gesuchte Kriegsverbrecher Otto Wallisch ist, der inzwischen unter falschem Namen lebt. Zev soll Wallisch finden und töten. Da der erste Kurlander nur ein einfacher Soldat aus dem Afrika-Korps war, setzt Zev seine Suche fort.

Den zweiten Verdächtigen trifft Zev in einem Pflegeheim in Kanada. Wie der gesuchte Kriegsverbecher war dieser Rudy (Heinz Lieven) in Auschwitz. Doch er war dort wegen seiner Homosexualität selbst inhaftiert, während der gesuchte Kurlander dort unter anderem Zevs Familie getötet hat. Also fährt Zev weiter in eine kleine Stadt in der Nähe von Boise, wo er den dritten Rudy aufsuchen will.

Quelle: Tiberius Film, DVD: Remember
Quelle: Tiberius Film, DVD: Remember

Erinnerungen an den Holocaust – Das Ende von Remember

Die Auflösung von Remember

Rudy Nummer drei ist jedoch kurz zuvor verstorben und Zev trifft nur dessen Sohn John (Dean Norris) an. John hält Zev für einen Kriegskameraden seines Vaters und zeigt ihm Stolz eine umfangreiche Sammlung von Nazi-Devotionalien. Wie sich herausstellt, war Johns Vater jedoch nur ein Koch und damit auch nicht der Mann, den Zev sucht. Als John erkennt, dass Zev ein Jude ist, will er seinen Schäferhund auf den plötzlich unwillkommenen Gast hetzen. Doch Zev erschießt erst den Hund und dann John.

Er reist weiter nach Lake Tahoe, doch bevor er den vierten Kurlander aufsuchen kann, stürzt er und wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Auch davon lässt er sich nicht abhalten und konfrontiert Rudy (Jürgen Prochnow). Schließlich gibt dieser zu, ein SS-Mitglied gewesen zu sein. Sein Name ist nicht Rudy Kurlander, sondern Kunibert Sturm. Zusammen mit Otto Wallisch hat er sich damals als Gefangener ausgegeben, um sein Leben zu retten. Und auch Wallisch kann er zweifelsfrei identifizieren: Es ist Zev selbst! Schockiert erschießt Zev seinen ehemaligen Kameraden. Doch er erkennt, dass Sturm die Wahrheit gesagt hat und richtet die Waffe gegen sich selbst. Max hat schon längst gewusst, dass Zev in Wirklichkeit Otto Wallisch ist und hat einen komplizierten Plan ausgeheckt, um den Tod von Sturm und Wallisch – den Mördern von Max‘ Familie – herbeizuführen.

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Erinnern und Vergessen – Der Mindfuck von Remember

Analyse des Mindfuck von Remember

Durch seine Hauptfigur, die keine neuen Erinnerungen bilden kann, erinnert Remember stark an Memento. Doch Egoyans Film erzählt seine Geschichte wesentlich konventioneller und verzichtet beispielsweise auf Erzähltechniken, die den Zuschauer Zevs Demenz unmittelbar erfahren lassen. Zeitweise hat der Zuschauer sogar einen Wissensrückstand gegenüber dem dementen Zev, da der Inhalt von Max‘ Brief und damit auch Zevs Mission nur nach und nach offenbart werden.

Dass Max in seinem Brief auch lügen könnte, werden viele Zuschauer lange Zeit nicht in Betracht ziehen. Dafür sind die Informationen aus dem Brief zu zentral für den Film. Außerdem kommen sie zumindest teilweise zu einem Zeitpunkt, wo Remember noch dabei ist, seinen Handlungsrahmen abzustecken. In dieser frühen Phase des Films ist der Zuschauer besonders anfällig für Täuschungen. Visuell gibt Remember seinem Zuschauer vereinzelte Hinweise auf Zevs problematische Vergangenheit: Wiederholt wird er durch Wasser oder Spiegel nur verschwommen oder verzerrt dargestellt – ein Hinweis auf seine verzerrte Selbstwahrnehmung.

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Fazit

Durch die inhaltlichen Parallelen zu Memento hat sich Remember sehr große Fußstapfen ausgesucht, die der Film nicht vollständig ausfüllen kann. Trotzdem ist Egoyans Film einen DVD-Abend wert. Die Darsteller – allen voran Christopher Plummer – liefern sehr gute Leistungen ab und die Story vermag den Zuschauer zu fesseln, obwohl natürlich von Anfang an klar ist, dass erst der letzte Rudy Kurlander Licht ins Dunkel zu bringen vermag. Auch ästhetisch weiß Remember zu überzeugen. Kleinere Einschränkungen ergeben sich aus der Handhabung von Zevs Demenz. Es wirkt eher unwahrscheinlich, dass ein Demenzkranker selbst mit detailliertesten Anweisungen tatsächlich so weit kommt, wie Zev es tut. Wenn man darüber nicht allzu lange nachdenkt, ist man von Remember aber gut unterhalten.

Weiterführende Links

Remember bei www.imdb.com
Remember bei www.rottentomatoes.com

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Bildnachweis: Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Tiberius Film

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Bernd Leiendecker
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