Die üblichen Verdächtigen - 5-Sterne-Mindfuck

Wahnsinnig verliebt

Eine Frage der Perspektive
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Unsere Bewertung
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[Anzahl der Stimmen: 12 Durchschnitt: 3]

Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

Kaum ein Film ist so mit seiner Hauptdarstellerin verbunden wie Die fabelhafte Welt der Amélie. Audrey Tautou lächelte von jedem Filmplakat und verkörperte die verträumte Hauptfigur unnachahmlich. Dieser eine Film schien sie auf die Darstellung von romantischen Träumerinnen und auf das Genre des Liebesfilms festzulegen. Doch Wahnsinnig verliebt (Originaltitel: A la folie… pas du tout) von Laetitia Colombani zeigt eine andere Möglichkeit auf. Gezielt nutzt der Film Tautous Image und erzeugt dadurch einen erstklassigen Mindfuck.

Liebeskummer

Angélique (Audrey Tautou) liebt den verheirateten Kardiologen Loïc (Samuel Le Bihan), doch dieser lebt mit seiner schwangeren Frau zusammen. So zelebriert Angélique ihre Liebe im Geheimen. Sie schickt Loïc Blumen und selbst gemalte Bilder und auf einem Empfang stehlen sich die beiden wie zufällig gemeinsam davon. Doch das Date zu seinem Geburtstag lässt Loïc platzen. Angélique ist sich sicher, dass Loïcs Frau ihn durch das ungeborene Baby an sich klammert. Als seine Frau dann eine Fehlgeburt erleidet, scheint der Weg für Loïc frei. Er lädt Angélique zu einer Reise nach Florenz ein, bekommt aber im letzten Moment kalte Füße und kehrt zu seiner Frau zurück. Vor lauter Liebeskummer verwahrlost Angélique zusehends. Schließlich sieht sie ihre Chance, als Loïc von einer Patientin der Belästigung beschuldigt wird. Angélique stellt die Frau zur Rede, doch im anschließenden Streit erliegt die Patientin einem Herzinfarkt. Angélique zwingt ihre Freundin Héloïse (Sophie Guillemin), ihr und Loïc ein Alibi zu verschaffen. Als Loïc dennoch verhaftet wird und seine Frau sich an seine Seite stellt, ist es zu viel für Angélique. Sie versucht, sich umzubringen.

Krank vor Liebe – Das Ende von Wahnsinnig verliebt

Die Auflösung von Wahnsinnig verliebt

An dieser Stelle beginnt der Film, die Geschehnisse noch einmal zu erzählen – diesmal aus der Perspektive von Loïc. Er ist glücklich verheiratet und freut sich auf sein erstes Kind mit seiner Frau Rachel (Isabelle Carré). Die Studentin Angélique, die das Haus seiner Nachbarn hütet, kennt er kaum. Als Loïc geheimnisvolle anonyme Geschenke erhält, ist er zunächst verwirrt. Doch das Verhalten seiner unbekannten Stalkerin wird mehr und mehr zu einer Belastung für ihn und seine Ehe. Rachel verliert bei einem Verkehrsunfall das Baby und zieht aus dem gemeinsamen Haus aus. Währenddessen zehren die anonymen Geschenke und Nachrichten immer mehr an Loïcs Nerven. Schließlich schlägt er eine Patientin, die er für die Stalkerin hält. Als die Patientin am nächsten Tag tot aufgefunden wird und die Polizei Loïc als Hauptverdächtigen sieht, kehrt Rachel zu ihm zurück. Sie verschafft ihm ein falsches Alibi und sorgt für seine Freilassung.

Am Abend bemerkt Loïc einen Notarzt-Einsatz am Nachbarhaus wegen eines Selbstmordversuchs. Er findet die bewusstlose Angélique vor und rettet ihr das Leben. Nach einem Besuch im Krankenhaus realisiert Loïc, dass Angélique seine Stalkerin ist. Sie konfrontiert ihn und er sagt ihr auf den Kopf zu, dass sie nie zusammen sein werden. Angélique schlägt Loïc nieder und verletzt ihn schwer. Sie wird festgenommen und in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Jahre später hat sich Loïc von dem Angriff erholt und hat mit Rachel eine Familie gegründet. Angélique wird als geheilt entlassen. Ein Hausmeister entdeckt hinter einem Schrank in Angéliques Patientenzimmer ein riesiges Abbild von Loïc, angefertigt aus den Medikamenten, die Angélique eigentlich nehmen sollte. Er begreift nicht, was er vor sich hat, und beginnt, das Kunstwerk zu entfernen.

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Liebe (auf den ersten Blick) – Der Mindfuck von Wahnsinnig verliebt

Analyse des Mindfuck von Wahnsinnig verliebt

Auf den ersten Blick erzählt Wahnsinnig verliebt eine konventionelle Geschichte von unglücklicher Liebe. Dabei folgt der Film der Erlebnisperspektive von Angélique. Das bedeutet nicht, dass wir als Zuschauer alles wissen, was sie weiß. Vielmehr sind die Szenen bewusst so inszeniert und ausgewählt, dass wir ihre Version der Geschichte glauben. Gerade die Szenen des ersten Teils, in denen Angélique nicht selbst vorkommt, sind hierbei von großer Bedeutung. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn Angélique etwas tut oder erlebt, was ihren Wahn offenlegen würde.

Im zweiten Durchlauf hält der Film dann keine Informationen mehr zurück und folgt dem Erleben von Loïc. Hier ist es am Zuschauer, das Gesehene mit den Ereignssen aus der ersten Filmhälfte zu verknüpfen und so ein vollständiges Bild zu erhalten. Im Gegensatz zu Mindfuck-Filmen mit einem einzelnen, kurzen Plot Twist nutzt Wahnsinnig verliebt fast die gesamte zweite Filmhälfte für die Präsentation, was wirklich geschehen ist. Angéliques Erleben war zwar genauso wirklich. Die Schlüsse, die wir als Zuschauer daraus gezogen haben, waren aber falsch.

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Fazit

Wahnsinnig verliebt bietet innovatives Kino und eine packende Geschichte. Hat man zunächst noch Mitleid mit der verschmähten Angélique, verfolgt man die zweite Filmhälfte mit einer Mischung aus Entsetzen und boshafter Schadenfreude. Dabei ist es die Fülle von kleinen Enthüllungen, welche das Seherlebnis zu etwas Besonderem macht. So bietet der Film viel mehr zu entdecken, als hier aufgezählt werden kann. Also schaut einfach selbst mal rein. Es lohnt sich!

Weiterführende Links

Wahnsinnig verliebt bei www.imdb.com
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Bildnachweis: Erstellt unter der Verwendung von Octicons-star (Copyright © GithHub, MIT-Lizenz)

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Bernd Leiendecker
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