Mindfuck-Level: Einsteiger
Nur wenige Romanreihen können mit dem Erfolg der Twilight-Bücher mithalten. So ist es auch nur folgerichtig, dass die Bücher verfilmt wurden. Und als sich dort ähnlicher Erfolg einstellte, wurde der letzte Roman Breaking Dawn kurzerhand zweigeteilt, um den wirtschaftlichen Erfolg noch ein wenig zu verlängern. Dieser Strategie ist es jedoch zu verdanken, dass Breaking Dawn 2 (deutscher Titel: Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht, Teil 2) von Regisseur Bill Condon sich vor allem auf den finalen Showdown fokussiert und dadurch passable Unterhaltung liefert. Überraschenderweise greift der Film dabei sogar auf Mindfuck-Elemente zurück.
Kurzes Familienglück
Breaking Dawn 2 setzt unmittelbar nach dem Ende von Teil 1 ein. Edward (Robert Pattinson) hat Bella (Kristen Stewart) endlich zum Vampir gemacht, nachdem sie bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Renesmée zu sterben drohte. Jacob (Taylor Lautner) hat sich auf Renesmée geprägt und ist fest entschlossen, sie vor jeder Gefahr zu beschützen. Bella gewöhnt sich schnell an ihre neue Existenz und zieht zusammen mit Edward und Renesmée in ein kleines Haus im Wald. Sorgen bereitet jedoch die Tatsache, dass Renesmée ungewöhnlich schnell wächst und schon nach wenigen Monaten auf dem Entwicklungsstand einer Achtjährigen ist.
Bei einem Spaziergang im Wald wird Renesmée von der Vampirin Irina beobachtet, welche die Situation falsch interpretiert. Angesichts der übermenschlichen Fähigkeiten des kleinen Mädchens denkt sie, die Cullens hätten ein Kind zum Vampir gemacht und damit gegen die Gesetze der Volturi verstoßen. Sie meldet das vermeintliche Verbrechen deren Anführer Aro (Michael Sheen), der nur zu gerne die Gelegenheit nutzt, um endlich gegen die verhassten Cullens vorzugehen.
Kampf um die Zukunft – Das Ende von Breaking Dawn 2
Gewarnt durch eine Vision von Alice versuchen die Cullens, befreundete Vampire aus aller Welt als Zeugen für die Unbedenklichkeit Renesmées zu gewinnen. Alice und Jasper verlassen Forks heimlich und lassen Bella eine geheime Nachricht zurück: Über einen Mittelsmann haben sie falsche Pässe für Jacob und Renesmée organisiert, damit die beiden zur Not fliehen und untertauchen können.
Wie von Alice vorausgesehen treffen die Volturi mit ihren Truppen in Forks ein und stehen den Cullens und ihren Verbündeten gegenüber. Tatsächlich können die Cullens nachweisen, dass Renesmée keine Vampirin ist und dass folglich kein Verbrechen begangen wurde. Irina wird für ihre falschen Anschuldigungen hingerichtet und die Cullens schaffen es gerade noch, Irinas Schwestern, mit denen sie verbündet sind, zu beruhigen, ohne dass ein Kampf ausbricht. Aro ist jedoch noch nicht beruhigt: Um das Risiko zu vermeiden, dass Renesmée doch noch zu einer Gefahr heranwächst, möchte er sie töten. Alice und Jasper kehren gerade rechtzeitig zurück, so dass Alice Aro eine ihrer Visionen zeigen kann, die belegt, dass Renesmée keine Gefahr sein wird. Allerdings sieht sie dabei auch, dass Aros Bedenken nur vorgeschoben sind und er ohnehin angreifen wird.
Ein verlustreicher Kampf bricht los, bei dem viele Vampire auf beiden Seiten den endgültigen Tod finden, darunter Familienoberhaupt Carlisle Cullen und Jasper, aber auch die mächtigsten Volturi und schließlich Aro.
Wie sich herausstellt, hat diese Schlacht jedoch in Wirklichkeit nie stattgefunden. Vielmehr hat Alice Aro die Konsequenzen eines Angriffs sehen lassen. Darüber hinaus haben sie und Jasper den Halbvampir Nahuel aufgetrieben, der wie Renesmée das Kind eines Vampirs und eines Menschen ist. Er ist beschleunigt zu einem jungen Mann herangewachsen und danach nicht mehr sichtbar gealtert. Sowohl Blut als auch menschliche Speisen sind für ihn verträglich und er lebt seit 150 Jahren unentdeckt. Aro zieht sich mit seinen Truppen zurück und die Cullens genießen den Frieden.
Ein Ende mit Schrecken – Der Mindfuck von Breaking Dawn 2
Der Mindfuck von Breaking Dawn 2 ist leicht zu verstehen: Die vermeintliche Endschlacht zwischen den Cullens und den Volturi hat in Wirklichkeit nie stattgefunden. Sie ist lediglich eine Vision, welche Alice Aro zu sehen erlaubte. Der Zuschauer ist dabei leicht zu täuschen. Er weiß sogar, dass Allice Visionen hat und dass sie auch dazu in der Lage ist, Aro diese Visionen zu zeigen. Aber nur kurz zuvor ist dies bereits geschehen, ohne dass es für den Zuschauer visualisiert wurde. Auch vorhergehende Visionen von Alice wurden – wenn überhaupt – auf eine Weise visualisiert, die gut von der Realität des Moments abzugrenzen war. Dies gilt nicht nur für Breaking Dawn 2, sondern auch für alle vorhergehenden Filme der Twilight-Reihe.
Im Gegensatz zum zuvor etablierten Muster werden diesmal keine ausreichenden Übergangs- oder Markierungssignale gesetzt. Stattdessen geht es nahtlos mit etwas weiter, was als plausibler Fortgang der Handlung gesehen werden kann. Selbst der Tod einiger wichtiger Figuren wie Carlisle oder Jasper ist hier vorstellbar. Schließlich handelt es sich um die „Endschlacht“ der Reihe, wo auch wichtige Nebenfiguren nicht mehr sicher sind.
Wer den Film allerdings in Kenntnis der Buchvorlage anschaut, dürfte von diesem Fortgang der Handlung überrascht sein. Sie wurde eigens für den Film der Geschichte hinzugefügt und kommt im Roman von Stephenie Meyer nicht vor. Ob diese Tatsache aber ausreicht, um das Gesehene direkt richtig einordnen zu können, ist höchst fraglich.
Fazit
Zum Ende nimmt die Twilight-Saga noch einmal etwas mehr Fahrt auf: Nach dem sehr dialoglastigen und zähen Breaking Dawn 1 arbeitet Teil 2 relativ gradlinig auf sein Finale hin. Die Aussicht auf einen finalen Showdown, in dem die Vampire ihre Kräfte nicht nur für die Jagd oder ihre eigene Unterhaltung nutzen, dürfte insbesondere den Teil der Publikums abholen, der zuvor selten auf seine Kosten kam. Natürlich sind die üblichen Schwächen der Reihe auch hier nicht wegzudiskutieren, vor allem die teils hölzernen Dialoge, die nicht immer überzeugenden Darsteller und die manchmal fehlende Logik.
Diese ist leider auch beim Mindfuck von Breaking Dawn 2 spürbar. Elemente der Buchvorlage bleiben erhalten wie zum Beispiel der Halbvampir Nahuel. Nur ist er im Film eigenlich ohne Funktion, da Aro ohnehin beschlossen hat, die unliebsamen Cullens zu vernichten. Damit wäre auch Nahuels friedvolle Existenz nichts, was ihn umstimmen kann. Zwar zeigt ihm Alice, dass eine Schlacht in diesem Moment seinen Tod bedeuten würde. Doch was hält Arlo davon ab, es bei einer günstigeren Gelegenheit wieder zu versuchen? Stattdessen scheint der Rückzug einen dauerhaften Frieden zu bedeuten, für den es keinen logischen Grund gibt.
Weiterführende Links
Breaking Dawn 2 bei www.imdb.com
Breaking Dawn 2 bei www.rottentomatoes.com
Filme wie Breaking Dawn 2
Babycall (Norwegen/Deutschland/Schweden 2011, Pål Sletaune)
Black Butterfly (Spanien/USA/Italien2017, Brian Goodman)
Chasing Sleep (Kanada/USA/Frankreich 2000, Michael Walker)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Frankreich 1972, Luis Bunuel)
Ekel (Großbritannien 1965, Roman Polanski)
Fear and Loathing in Las Vegas (USA 1998, Terry Gilliam)
Living in Oblivion (USA 1995, Tom DiCillo)
One Way Trip (Schweiz/Österreich 2011, Markus Welter)
Phantasm – Das Böse (USA 1979, Don Coscarelli)
Reality XL (Deutschland 2012, Thomas Bohn)
Sh! The Octopus (USA 1937, William C. McGann)
Shrooms (Irland/Großbritannien/Dänemark 2007, Paddy Breathnach)
Susan’s Plan (USA 1998, John Landis)
The Brown Bunny (USA/Japan 2003, Vincent Gallo)
The Dark Hours (Kanada 2005, Paul Fox)
The Heart of the Warrior (Spanien 1999, Daniel Monzón)
The Perfection (USA 2018, Richard Shepard)
Traum ohne Ende (Großbritannien 1945, Alberto Cavalcanti, Charles Crichton, Basil Dearden, Robert Hamer)
- Breaking Dawn 2 - 1. November 2024
- Parallel - 8. Januar 2023
- Hinter den Augen die Dämmerung - 20. November 2022
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