Scenic Route Cover

Scenic Route

schlechte Aussichten
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Unsere Bewertung
Eure Bewertung
[Anzahl der Stimmen: 5 Durchschnitt: 3.6]

Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

Filme mit nur einem Schauplatz sind gerade für den Independent-Bereich sehr attraktiv. Man braucht nur ein Set, kommt häufig mit wenigen Darstellern aus und kann dadurch preiswert produzieren. Früher hieß so etwas auch Kammerspiel und entstand oft aus der Verfilmung eines Theaterstücks. Scenic Route von Kevin und Michael Goetz hat nichts mehr mit einem Theaterstück zu tun. Auch die Bezeichnung Kammerspiel passt nicht so recht, schließlich spielt der Film in den Weiten einer Wüste. Doch es prallen nur zwei Figuren in einer Ausnahmesituation aufeinander und am Schluss bietet der Film sogar Mindfuck.

Gestrandet

Obwohl sich die Freunde Mitchell (Josh Duhamel) und Carter (Dan Fogler) ziemlich auseinandergelebt haben, unternehmen sie einen gemeinsamen Road Trip. Als Carters Auto in der Wüste eine Panne hat, geraten die beiden in Streit über ihre Lebensführung. Carter glaubt, dass Mitchell seine Träume verraten hat, als er Karriere machte und die falsche Frau heiratete. Mitchell hält Carter für einen Verlierer, der seine Träume als Ausrede für ein gescheitertes Leben verwendet. Die ursprüngliche Autopanne hat Carter zwar nur simuliert, doch als die beiden Streithähne weiterfahren wollen, springt das Auto wirklich nicht mehr an.

Da keine anderen Auto auf der Strecke unterwegs sind und Mitchells Handy keinen Empfang hat, müssen die Freunde die Nacht im Auto verbringen. In der Nacht gesteht Mitchell, dass er seine Frau betrogen hat und seinem alten Leben nachtrauert. Er lässt sich von Carter mit dem Taschenmesser eine Irokesen-Frisur schneiden. Am nächsten Morgen fährt eine alte Frau am Wagen von Carter vorbei. Sie hält kurz an, doch als sie den gefährlich aussehenden Mitchell auf sich zukommen sieht, fährt sie verängstigt davon. Carter und Mitchell streiten deswegen und beginnen, sich zu prügeln. Mitchell schlägt Carter nieder und fühlt bei ihm keinen Puls mehr.

Scenic Route Szenenbild
Quelle: capelight pictures, DVD: Scenic Route

Verzweifelt – Das Ende von Scenic Route

Die Auflösung von Scenic Route

Mitchell hält Carter für tot und beginnt, ein Grab für seinen Freund auszuheben. Doch Carter kommt wieder zu sich und flieht in die Wüste, als er die Geschehnisse begreift. Doch in der Nacht kommt er wieder zurück und Mitchell und Carter legen sich beide in das offene Grab, um vor Kälte und Wind geschützt zu sein. Am nächsten Tag beschließen die beiden Freunde, sich auf den Weg durch die Wüste zu machen, um eine Stadt zu suchen. Aus der Ferne müssen die beiden beobachten, wie ein Abschleppfahrzeug Carters Auto mitnimmt, ohne die beiden Hilfesuchenden zu bemerken. Schließlich gelangen sie in eine verlassene Siedlung. Mitchells Handy läutet und er ruft Hilfe.

In den Wochen danach scheint sich alles zum Guten zu wenden. Carter zieht bei Mitchells Familie ein und beginnt, ein neues Buch zu schreiben. Mitchell kündigt seinen Job und möchte mit seiner Familie eine Weltreise machen. Doch ihm kommen Zweifel: Sind Mitchell und Carter wirklich aus der Wüste entkommen oder ist alles zu schön, um wahr zu sein? Am Ende des Films wechseln sich Bilder von Mitchell, der weinend in seinem Hotelzimmer liegt, mit Einstellungen von Mitchell und Carter in der Wüste ab.

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Gerettet? – Der Mindfuck von Scenic Route

Analyse des Mindfuck von Scenic Route

Das Mindfuck-Ende von Scenic Route wirft natürlich die gleiche Frage auf, die sich Mitchell auch selbst stellt: Haben er und Carter nun die Wüste verlassen oder sind sie in Wirklichkeit dort gestorben? Im Gegensatz zu den meisten Mindfuck-Filmen, in denen die Hautfiguren sterben und es zunächst nicht bemerken, hält Scenic Route sein Ende bewusst unklar und verzichtet auf eine eindeutige Antwort. Dennoch spricht einiges dafür, dass Mitchell und Carter in Wirklichkeit gestorben sind:

  • Das Happy Ending ist – wie Mitchell auch schon richtig bemerkt – zu schön, um wahr zu sein. Die Rettung kommt sehr plötzlich und scheinbar unmotiviert. Sofort wendet sich alles zum Guten und jedes scheinbare Problem löst sich in Wohlgefallen auf. Das macht auch den Zuschauer misstrauisch.
  • Es wird nie tatsächlich gezeigt, wie Mitchell und Carter die Wüste verlassen. Auf die letzte Szene von ihnen in der Wüste folgt eine auffällige Weißblende. Anschließend setzt der Film im Krankenhaus fort.
  • Viele Szenen nach der Wüste sind von getragener Musik unterlegt und auffällig überbelichtet. Gespräche oder Geräusche sind in diesen Szenen nicht zu hören, so dass sie irreal wirken.
  • Mitchells Handy ist plötzlich wieder so beschädigt, wie es in der Wüste war. Zwar wirft er es kurz zuvor frustriert fort. Doch dadurch sollte das Handy nicht solchen Schaden nehmen.
  • In der Schwarzblende nach der letzten Szene sind noch Geräusche aus der Wüste zu hören. Damit ist dies die letzte Realitätsebene, von der man etwas wahrnimmt. Die letzten Informationen eines Films sind normalerweise wahrhaftig.

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Fazit

Scenic Route startet vielversprechend und bietet ein interessantes psychologisches Drama auf engem Raum – trotz der vermeintlichen Weite der Wüste. Doch irgendwann ist alles gesagt und die Handlung gleitet ins Episodische ab. Dadurch verliert der Film einiges an Spannung und die findet er auch nicht wieder. Das vergleichsweise mehrdeutige Ende ist mutig und insgesamt positiv. Durch den schwachen Mittelteil wird sich aber nicht jeder Zuschauer die Mühe machen, sich noch ernsthaft mit dem Ende zu befassen.

Weiterführende Links

Scenic Route bei www.imdb.com
Scenic Route bei www.rottentomatoes.com

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Bildnachweis: Alle Bilder auf dieser Seite © capelight pictures. Die Verwendung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

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Bernd Leiendecker
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