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Das letzte Problem

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Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

Das letzte Problem: So heißt die Kurzgeschichte, in der Arthur Conan Doyle seinen weltberühmten Privatdetektiv Sherlock Holmes an den Reichenbachfällen in den Tod stürzen ließ. Wenn nun ein österreichischer Fernsehkrimi von Karl Markovics ebenfalls diesen Namen trägt, nimmt er also offen Bezug auf die Tradition literarischer Kriminalgenies. Die Ausgangssituation in einem eingeschneiten Hotel erinnert dagegen eher an Agatha Christies Theaterstück Die Mausefalle. Dass Markovics Film sich letztlich in Richtung Mindfuck orientiert ist nur folgerichtig. Schließlich finden sich schon in der Krimiliteratur zahlreiche überraschende Wendungen und perfide Täuschungen des Lesers.

Eingeschneit

Aufgrund eines Schneesturms ist das Hotel Edelweiß von der Außenwelt abgeschnitten. Auch Telefon und Internet funktionieren nicht. Während die Gäste sich in Diskussionen mit Hoteldirektorin Regler (Maria Fliri) verstricken, ob sie den längeren Aufenthalt bei immer schlechterer Verpflegung voll bezahlen müssen, geschieht ein Mord. Der Hotelgast Hefenstein wird erstochen in seinem von innen verschlossenen Zimmer aufgefunden. Unter den Gästen befindet sich der Wiener BKA-Kommissar Horak (Karl Markovics), der mit seinem Assistenten Freitag (Stefan Pohl) die Ermittlungen aufnimmt.

Horak beginnt damit, die Angestellten und die Hotelgäste zu befragen. Kurz nachdem der exzentrische Ermittler mit der ehemaligen Bankdirektorin Sessler gesprochen hat, wird auch diese in ihrem Zimmer ermordet. Wenig später taucht die Dorfpolizistin Sophie Landner (Julia Koch) im Hotel auf. Ihre Dienststelle hatte am Vortag einen Anruf aus dem Hotel erhalten, in dem ein Mord gemeldet wurde. Deshalb hat sie sich mit Schneeschuhen durch den Sturm gekämpft.

Dem Täter auf der Spur – Das Ende von Das letzte Problem

Die Auflösung von Das letzte Problem

Das scheinbare Mysterium des Mords in einem abgeschlossenen Raum ist schnell gelöst: Laut der Hoteldirektorin lässt sich die Balkontür so von außen zuziehen, dass sie anschließend nicht mehr zu öffnen ist. Landner hinterfragt Horaks Autorität kritisch und der Kommissar muss einräumen, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen im Vorruhestand befindet. Die junge Polizistin stellt ebenfalls fest, dass ihr vermeintlicher Kollege schon seit Tagen seine Tabletten nicht mehr genommen hat. Da Horak mehr und mehr den Bezug zur Realität zu verlieren scheint, möchte Landner in überreden, sich in seinem Zimmer auszuruhen. Doch er überwältigt die Polizistin und fesselt sie mit Handschellen. Den Schlüssel und Landners Dienstwaffe überreicht er Freitag.

Horak selbst versammelt alle Hotelbewohner in der Empfangshalle, wo er die Identität des Täters enthüllen möchte. Doch er hat Mühe, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu erlangen und wirft nur wild mit Anschuldigungen um sich. Schließlich wird er von Landner, die sich zwischenzeitlich befreien konnte, überwältigt und selbst mit Handschellen an sein Bett gefesselt.

Dort führt er ein langes Gespräch mit Freitag. Dieser gibt zu, die Morde begangen zu haben und es stellt sich schließlich heraus, dass Freitag in der Realität gar nicht existiert. Er ist wohl als Alter Ego von Horak zu begreifen, der die Morde selbst begangen hat. Freitag überzeugt ihn, sich mit Tabletten zu vergiften, doch Landner kann den Selbstmordversuch gerade noch vereiteln. Als sich der Schneesturm legt, wird Horak von der Polizei abgeholt. In einer letzten Szene sind Landner und Freitag aus der Perspektive der Goldfische im Aquarium der Empfangshalle zu sehen.

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Die unüblichen Verdächtigen – Der Mindfuck von Das letzte Problem

Analyse des Mindfuck von Das letzte Problem

Während die Tatsache, dass der Ermittler selbst den Mord begangen hat, noch nicht unbedingt für Mindfuck sorgt, wird Das letzte Problem durch die Identität Freitags klar in diese Richtung gerückt. Vordergründig erfüllt er die klischeehafte Rolle der staunenden Chronisten in der Tradition eines Doktor Watson, da er zu den Ermittlungen wenig beizutragen hat und Horaks Gedankengängen nicht immer folgen kann. Dafür macht er sich fleißig Notizen. Mehrfach spricht Horak seinen imaginären Assistenten vor Zeugen an, doch meistens erst am Ende einer Szene, so dass die Überraschung der anderen Personen nicht mehr zu sehen ist. In einigen anderen Szenen ist Freitag gar nicht anwesend.

Dennoch lassen sich einige Hinweise finden, dass Freitag nicht existiert. So erhält er in einer Szene im Gegensatz zu Horak keine Suppe, obwohl beide zusammen im Speisesaal sitzen. Und als der Kommissar das Küchenpersonal befragt, wirft er einen Blick in den Kühlschrank. Zuvor ist Freitag nirgends zu sehen, doch als Horak den Kühlschrank wieder schließt, lehnt Horak direkt dahinter an der Wand. Wäre er ein echter Mensch, hätte er diese Position nicht erreichen können, ohne dass es im Bild zu sehen gewesen wäre.

Rätsel gibt die letzte Szene auf: Wenn Freitag nur im Rahmen von Horaks Persönlichkeitsspaltung existiert, sollte er nicht mehr im Hotel sein, wenn der Kommissar schon von der Polizei mitgenommen wurde. Dennoch scheinen ihn die Goldfische, denen im Verlauf des Films bereits eine übernatürliche Wahrnehmung unterstellt wurde, sehen zu können. Womöglich visualisiert die Szene aber auch ein letztes Mal eine Vorstellung von Horak. Seiner Ansicht nach hat er Freitag in der Obhut von Landner zurückgelassen und ihr versprochen, dass dieser nun auch ohne Handschellen widerstandslos mitkommen würde. Und in der Tat steht Freitag auf und folgt ihr, als die Polizistin den Raum verlässt.

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Fazit

Für einen Film, der so bewusst Bezug auf die ganz großen Namen des Krimigenres Bezug nimmt, liefert Das letzte Problem zu wenig. Markovics Film scheint sich als Abgesang auf den Mythos des ebenso verschrobenen wie genialen Detektivs zu begreifen, doch er setzt kaum etwas an die entstehende Leerstelle. Die Ermittlungen liefern so gut wie keine Spuren und erschöpfen sich in einer Aneinanderreihung von Gesprächen. Die Auflösung ist nicht besonders neu und kann diesen Eindruck nicht mehr retten – insbesondere da alle Figuren recht eindimensional bleiben. So bleibt der Eindruck zurück, dass der Film sich an seinen eigenen Ansprüchen verhoben hat.

Weiterführende Links

Das letzte Problem bei www.imdb.com

Filme wie Das letzte Problem

Filme mit ähnlichem Mindfuck wie das letzte Problem

A beautiful Mind (USA 2001, Ron Howard)
Angel Heart (Großbritannien/Kanada/USA 1987, Alan Parker)
Black Swan (USA 2010, Darren Aronofsky)
Das geheime Fenster (USA 2004, David Koepp)
Dédales (Frankreich/Belgien 2003, René Manzor)
Der Fluch der 2 Schwestern (USA/Kanada/Deutschland 2009, The Guard Brothers)
Enemy (Kanada/Spanien/Frankreich 2013, Denis Villeneuve)
Fight Club (USA/Deutschland 1999, David Fincher)
Hide and Seek (USA/Deutschland 2005, John Polson)
High Tension (Frankreich/Italien/Rumänien 2003, Alexandre Aja)
Ich seh, ich seh (Österreich 2014, Severin Fiala, Veronica Franz)
Identität (USA 2003, James Mangold)
Revolver (Frankreich/Großbritannien 2005, Guy Ritchie)
Stereo (Deutschland 2014, Maximilian Erlenwein)
The Machinist (Spanien/USA 2004, Brad Anderson)
The Ward (USA 2010, John Carpenter)

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Bernd Leiendecker
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1 comment on “Das letzte ProblemAdd yours →

  1. Danke für die Auflösung ! Ich habs nicht kapiert: der Freitag nur als Einbildung. Hätte man draufkommen können, man müßte sich den Film nochmal anschauen, ob man es an der Reaktion der anderen Leute erkennt, daß er nicht exstiert. Wie im „Sechsten Sinn“ mit Bruce Willis, damals.

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