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The Broadcast Incident

Störung
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[Anzahl der Stimmen: 9 Durchschnitt: 3.1]

Mindfuck-Level: Experte

Verschwörungen zählen zu den gängigen Themen des Mindfuck – ein komplexes Netz aus Zusammenhängen, das Zuschauer wie Hauptfigur zu durchschauen versuchen. Oft zweifelt der Protagonist angesichts des unglaublichen Komplotts selbst an seinem Verstand und manchmal tut er dies völlig zurecht.

The Broadcast Incident (Originaltitel: Broadcast Signal Intrusion) von Jacob Gentry greift diese Themen auf und kombiniert dabei Elemente aus Thriller und Horrorfilm. Dabei lehnt sich Gentrys Film zumindest leicht an reale Begebenheiten an, nämlich einen erfolgreichen Hacker-Angriff auf amerikanische TV-Ausstrahlungen in den 80er-Jahren. Dort strahlten die Hacker statt des regulären Programms ein kurzes, unheimliches Video aus.

Lebensinhalt

Der Videoarchivar James (Harry Shum Jr.) lebt ein freudloses Leben im Chicago der Jahrtausendwende. Seine Frau Hannah ist vor drei Jahren spurlos verschwunden. Durch seine Arbeit stößt er auf die Aufzeichnung einer mysteriösen Piratenausstrahlung: Jemand hatte das reguläre TV-Signal gehackt und ein verstörendes Video eingespielt. James beginnt, die Geschichte der Ausstrahlung zu rekonstruieren und gelangt schnell an eine zweite Ausstrahlung. Gerüchteweise soll es noch eine dritte Piratensendung gegeben haben – einen Tag nach dem Verschwinden von Hannah.

Wie besessen versucht James, der Sache auf den Grund zu gehen und verliert darüber sogar seinen Job. Er findet heraus, dass vor jeder Ausstrahlung eine Frau spurlos verschwand. Durch seine Nachforschungen taucht er immer tiefer in die von ihm vermutete Verschwörung ein. Mysteriöse Fremde geben ihm Hinweise, andere Fremde warnen ihn vor den Folgen seiner Nachforschungen.

Zum Abschluss kommen – Das Ende von The Broadcast Incident

Die Auflösung von The Broadcast Incident

In einer Bar wird James von der Ausreißerin Alice (Kelley Mack) angesprochen. Sie ist von seiner Geschichte fasziniert und hilft ihm im Austausch gegen ein Dach über dem Kopf. Alice entdeckt, dass in einem der Videos eine Telefonnummer in Morsecode vorkommt. Den beiden gelingt es, die Nummer auf den Namen Stephen Meyer zurückzuverfolgen. Sie suchen Meyer und dieser erzählt die Geschichte, wie er die Ausstrahlungen als Jugendlicher gemacht hat, um sich bei einer Clique aus reichen Mitschülern akzeptiert zu fühlen. Einen Zusammenhang mit verschwundenen Frauen bestreitet er.

James glaubt die Geschichte nicht und wird schließlich von Meyer hinausgeworfen. Am nächsten Morgen ist Alice verschwunden und das Hotelzimmer durchwühlt. Auch James‘ Wohnung wurde offensichtlich durchsucht und die Videos der beiden ersten Ausstrahlungen sind verschwunden. Dafür liegt dort ein drittes Video, was eine lokale TV-Übertragung von Hannah beim Ballett zeigt – unterbrochen durch die dritte Ausstrahlung!

James folgt den diesmal recht offensichtlichen Hinweisen zum einsamen Haus von Michael (Justin Welborn). Diesen identifiziert James als den Urheber der Videos, überwältigt ihn und lässt sich von ihm zum Set der Videos führen. Dort zwingt er Michael zu einem Geständnis-Video und bringt ihn – vermutlich – anschließend um. Auf dem Heimweg läuft James eine Frau vor das Auto. Es handelt sich scheinbar um einen Roboter, wie er auch in den ursprünglichen Videos vorkam.

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Störung – Der Mindfuck von The Broadcast Incident

Ansatz einer Erklärung des Endes von The Broadcast Incident

Das Ende von The Broadcast Incident schreit förmlich nach einer Erklärung, doch bietet sich nichts an, was alle losen Enden miteinander verbindet. Grundsätzlich lohnt es sich, zwei Aspekte des Films näher zu betrachten: die vermeintliche Verschwörung und die Hauptfigur James.

Die Verschwörung löst sich in James‘ Augen sauber auf: Er findet Michael und dieser gesteht, für das Verschwinden der drei Frauen verantwortlich zu sein. Dass Michael weiß, wo die Videos gedreht wurden, untermauert seine Schuld. Doch bei näherer Betrachtung erweist sich alles als wackelig: Michael gesteht nur unter starkem Zwang, indem er einen von James verfassten Text vorliest. Zudem scheint er geistig nicht völlig bei sich zu sein. Die Hinweise auf dem dritten Video machen es James sehr leicht, Michael zu finden. Hat wirklich noch nie jemand die gleichen Schlüsse gezogen? Was ist mit Stephen, zu dem ja die Hinweise aus dem zweiten Video geführt haben? Wer hat James‘ Apartment durchsucht und die Videos gestohlen? Und wo ist Alice, deren Mütze (oder einfach nur eine andere, gleich aussehende Mütze) in Michaels Apartment liegt?

Dass James trotz allem mit der Lösung zufrieden zu sein scheint, liegt sicherlich in seinem Charakter begründet: unfähig, den Verlust seiner Frau zu überwinden und gleichzeitig so von seiner Suche besessen, dass er sich gar nicht mehr an ihr Aussehen erinnern kann. Der Film beginnt bereits mit einem Alptraum von James, der sich erst nachträglich als solcher identifizieren lässt. Das macht klar: Wir folgen hier ganz eng dem Erleben der Hauptfigur. In seinem Bemühen, Hannahs Verschwinden mit Sinn zu füllen, sieht er Zusammenhänge, wo möglicherweise keine sind und ist bereit, für den innerlichen Abschluss alle losen Enden zu ignorieren und sogar einen Mord zu begehen.

Die letzte Szene, in der James scheinbar einen Roboter überfährt, der direkt aus den Videos zu stammen scheint, kann man in diesem Zusammenhang eher als Zeichen dafür sehen, wie sehr sich James im Netz der vermeintlichen Verschwörung und in seinem eigenen Wahn verloren hat. Ob sie „real“ ist, spielt dann nahezu keine Rolle mehr.

Überhaupt: Eine Erklärung des Films, die alle Informationen logisch zusammenbringt, scheint es nicht zu geben. Vielmehr spiegelt sich James‘ Obsession von einer plausiblen Erklärung in dem Wunsch des Zuschauers, dem Gesehenen einen lückenlosen Sinn zu geben. Mögliche Erklärungsansätze funktionieren wahrscheinlich nur, wenn man wie James bestimmte Einzelheiten bequem unter den Tisch fallen lässt.

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Fazit

Die Vorzüge von The Broadcast Incident liegen in der beklemmenden Atmosphäre, der darstellerischen Leistung von Harry Shum Jr. und dem Mut, Mindfuck bis zum Ende Ernst zu meinen und nicht nur als billigen Überraschungseffekt einzusetzen. Das gemächliche Erzähltempo und die teils langen expositorischen Dialoge werden manche Zuschauer ebenso frustrieren wie das Ende des Films, aber insgesamt ist The Broadcast Incident gerade für Mindfuck-Profis einen Blick wert.

The Broadcast Incident bei www.imdb.com
The Broadcast Incident bei www.rottentomatoes.com
Versuch einer Deutung bei www.dmtalkies.com

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Bernd Leiendecker
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