Mindfuck-Level: Anfänger
Der Erfolg von John Carpenters Halloween führte zu einer ganzen Serie von Horrorfilmen mit Feiertags-Thematik. Ganz egal ob Valentinstag (Blutiger Valentinstag) Muttertag im gleichnamigen Film, der Tag des Abschlussballs (Prom Night – Die Nacht des Schlächters) oder Weihnachten (Stille Nacht – Horror Nacht): Zu jedem besonderen Anlass wurde eine Gruppe von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen von einem verrückten Killer oder übernatürlichen Mächten dezimiert. So war es kein Wunder, dass sich im Jahr 1986 der Film Die Horror-Party auch den 1. April vornahm und dabei einen Plot Twist nutzte, der dem besonderen Datum Rechnung trug. 2008 erschien dann April, April – Tote scherzen nicht (Originaltitel: April Fool’s Day) von Mitchell Altieri und Phil Flores (aka The Butcher Brothers), der lose auf Die Horror-Party basiert.
Reich, schön und tot
Jedes Jahr am 1. April veranstalten die jungen Millionenerben Blaine (Josh Henderson) und Desiree Cartier (Taylor Cole) einen Debütantinnenball und führen dort reiche Mädchen in die feine Gesellschaft ein. Und jedes Jahr treibt Desiree an diesem Tag geschmacklose Scherze mit ihren Mitmenschen und spielt ihnen Streiche. Dieses Mal hat sie es auf ihre Rivalin Milan Hastings abgesehen. Blaine soll sie verführen und Desiree möchte ein Video davon dem Klatschreporter und High-Society-Blogger Charles zuspielen. Der Plan eskaliert: In Milans Drink befand sich ein Roofie, den sie nicht verträgt, und sie stürzt deshalb tödlich über ein Geländer. Blaine wird aufgrund seiner Beteiligung die Verwaltung des Cartier-Treuhandvermögens entzogen. Desirees Rolle in den Geschehnissen bleibt verborgen und sie wird die neue Verwalterin.
Ein Jahr später werden Blaine, Desiree, sowie ihre Freunde Peter, Barbie, Ryan und Torrance (Scout Taylor-Compton) durch anonyme Briefe zu Milans Grab bestellt. Angeblich gäbe es neue Beweise zu Milans Tod. Ein Kurier stellt den Freunden ein Video zu, auf dem zu sehen ist, wie Charles in seinem Pool ertrinkt. Wenn niemand die Verantwortung für Milans Tod übernimmt, sollen die Freunde nacheinander im Laufe des Tages umgebracht werden. Blaine, Desiree, Ryan und Torrance fahren zum Haus von Charles und finden dort tatsächlich seinen leblosen Körper im Pool.
Wer bleibt übrig? – Das Ende von April, April – Tote scherzen nicht
Desiree möchte Barbie und Peter warnen, doch beide fallen kurz hintereinander Anschlägen zum Opfer. Vieles deutet auf Ryan als Täter hin, doch in dessen Wohnung müssen Desiree und Blaine ansehen, wie er ebenfalls getötet wird. Im Haus der Cartiers treffen die beiden Geschwister auf die bewaffnete Torrance. Sie fesselt die beiden, erschießt Blaine und kann Desiree ein Geständnis abpressen. Der Roofie in Milans Getränk stammte von Desiree. Daraufhin beginnt der vermeintlich tote Blaine zu lachen und auch die anderen scheinbaren Opfer stehen höchst lebendig vor Desiree. Alles war eine groß angelegte Täuschung, die von Blaine initiiert und unter Mithilfe seiner Freunde durchgeführt wurde. Die Schauspielerin Torrance konnte einige ihrer Freunde vom Film zur Hilfe bei den Spezialeffekten überreden. Blaines Anwälte haben Desirees Geständnis ebenfalls gehört und möchten es vor Gericht verwenden. Torrance will Desiree beweisen, dass in ihrer Pistole nur Platzpatronen sind und schießt auf sie. Diese Patrone war jedoch echt und sie erschießt Desiree versehentlich. Ihr Tod wird als Unfall eingestuft und Blaine erhält die Kontrolle über das Cartier-Vermögen zurück. Im Anschluss an die Gerichtsverhandlung bleibt die Kamera noch lange bei ihm, als sollte angedeutet werden, dass Blaine Desirees Tod bewusst geplant hat.
Von Blut und Leichen – Der Mindfuck von April, April – Tote scherzen nicht
Womöglich ist es ein wenig übertrieben, im Fall von April, April – Tote scherzen nicht von Mindfuck zu sprechen. Der Film verläuft relativ geradlinig und bis zum Plot Twist würde sicherlich niemand auf die Idee kommen, dass irgendetwas anders ist als in anderen Slasher-Filmen.
Die Auflösung der vermeintlichen Mordserie führt dann aber doch ein wenig in das Territorium des Mindfuck. Die Enthüllung, dass es sich um ein komplexes Täuschungsmanöver handelt, auch Set-Up-Twist genannt, wird auch in anderen Mindfuck-Filmen wie Shutter Island angewandt und ist dort wesentlich effektiver.
Der wohl interessanteste Punkt von April, April – Tote scherzen nicht ist der großzügige Einsatz von Spezialeffekten auf der filmischen Ebene. Normalerweise wird durch solche Effekte etwas angedeutet, was ein Film meist nicht realistisch abfilmen kann: Tod und Verletzungen. Die wenigsten Filme stellen Blut mit echtem Blut dar, normalerweise wird eine echt wirkende rote Flüssigkeit benutzt. Auch Leichen werden geschminkt und hergerichtet anstatt echte Tote zu benutzen. Sieht man also in einem Film rote Flüssigkeit, ist man bereit, sie für Blut zu halten – besonders wenn die Charaktere auch so darauf reagieren, als würde es sich um Blut handeln. Dass es auch innerhalb des Films nur rote Flüssigkeit sein kann, wird dem Zuschauer nur selten bewusst gemacht und kann ausgenutzt werden. Das ist jedoch nicht ohne Risiko. Eine Täuschung, die so mit den besonderen Umständen des Filmdrehs spielt, kann vom Publikum auch negativ und als billiger Trick aufgenommen werden. Das gilt besonders, wenn einem Slasher-Film seine Grundlage entzogen wird. Man will eine Mordserie sehen und doch ist am Ende (fast) niemand gestorben.
Fazit
Jeder Slasher-Film hat sie, diese eine unsympathische Figur, der man aufgrund ihres fiesen Charakters den Tod irgendwie gönnt. April, April – Tote scherzen nicht besteht fast ausschließlich aus solchen Figuren. Besonders die Cartiers sind hochnäsig, gewissenlos und durch und durch unsympathisch bis zu dem Punkt, dass man sich fragt, warum sie überhaupt Freunde haben. Diese sind aber oft ähnlich oberflächlich, also passen sie sogar irgendwie gut zueinander. Das bedeutet aber auch, dass der Film quasi ohne Sympathieträger auskommen muss und das kann einfach nicht gutgehen. Es fällt schwer, um die Charaktere zu bangen, wenn man sie ohnehin nicht ausstehen kann.
Zu diesem grundlegenden Problem gesellt sich ein unglaubwürdiger Plot Twist. Wie häufig bei einem SetUp-Twist ist der Plan viel zu komplex, um glaubwürdig zu sein. Es ist kaum vorstellbar, dass jede Eventualität vorhersehbar war und Blaine und seine Freunde auf jedes Verhalten von Desiree vorbereitet waren. Das vorgebliche Endziel, aus Desiree ein Geständnis herauszupressen, ist schon dadurch völlig unsinnig, dass ein solches in Todesangst gemachtes Geständnis vor Gericht niemals Bestand hätte.
Auch als Slasher-Film taugt April, April – Tote scherzen nicht kaum. Da die meisten Morde nur vorgetäuscht sind, können sie nicht allzu ausführlich gezeigt werden – sonst würde die Täuschung womöglich auffallen.
Ein Slasher-Film mit unsympathischen Hauptfiguren und unglaubwürdigem Plot, der nicht mal durch seine Gewaltszenen zu überzeugen weiß? Wer unter diesen Umständen noch immer April, April – Tote scherzen nicht schauen möchte, ist immerhin gewarnt. Alle anderen machen um den Film einfach einen großen Bogen und greifen im Zweifelsfall zum wesentlich besseren Original Die Horror-Party.
Weiterführende Links
April, April – Tote scherzen nicht bei www.imdb.com
April, April – Tote scherzen nicht bei www.rottentomatoes.com
Rezension bei www.blairwitch.de
Rezension bei www.splashmovies.de
April, April – Tote scherzen nicht bei Amazon streamen
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Bildnachweis: Quelle aller Bilder ist Sony Pictures Home Entertainment, DVD: April, April – Tote scherzen nicht. Die Verwendung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.
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Wenn man den Film nicht so ernst nimmt, ist er schon ein bisschen witzig anzusehen. Der Mindfuck hält sich tatsächlich stark in Grenzen. Wenn noch andere Filme zur Auswahl stehen, lieber einen anderen wählen!