Total Recall (1990)

Träume vom Mars
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[Anzahl der Stimmen: 23 Durchschnitt: 4]

Mindfuck-Level: Anfänger

Mit seinen Science-Fiction-Geschichten hat Philip K. Dick das Genre auch im Kino beeinflusst wie kaum ein anderer Schriftsteller. Filme wie Blade Runner, Minority Report, Paycheck, oder Next basieren auf Dicks Erzählungen. Gleiches gilt auch für Total Recall, einer Adaption von Dicks Kurzgeschichte We Can Remember It For You Wholesale. Arnold Schwarzenegger, der seinerseits den Actionfilm beeinflusst hat wie kaum ein anderer, spielte unter der Regie von Paul Verhoeven die Hauptrolle in einer Geschichte, die man durchaus als Mindfuck deuten kann.

Erinnerungen an den Mars

Der Bauarbeiter Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) hat jede Nacht Alpträume vom Planeten Mars, war aber noch nie dort. Gegen den Willen seiner Frau Lori (Sharon Stone) sucht er das Unternehmen Rekall auf und bucht dort die Implantation von Erinnerungen an eine Marsreise. Quaid ordert das Geheimagenten-Programm, welches ihm Erinnerungen an eine aufregende Spionagemission verspricht. Die Implantation geht schief: Durch die Arbeit an seinen Gedanken scheint Quaid sich an tatsächliche Erlebnisse auf dem Mars zu erinnern, welche aus seinem Gedächtnis gelöscht wurden. Rekall bricht die Behandlung ab, löscht Quaids Erinnerungen an die Firma und setzt ihn in ein Taxi nach Hause.

Auf dem Weg zu seiner Wohnung wird Quaid von einem Killerkommando angegriffen. Er kann sich retten, doch zu Hause wird er von Lori attackiert. Auch sie kann er überwältigen und sie gibt zu, dass Douglas falsche Erinnerungen an eine jahrelange Ehe implantiert wurden. In Wirklichkeit lebt Lori erst seit ein paar Wochen mit ihm zusammen. Ihr Auftrag ist, ihn zu überwachen. Quaid flieht vor einem weiteren Killerkommando um Richter (Michael Ironside), der im Auftrag des Mars-Gouverneurs Cohaagen (Ronny Cox) agiert. Auf der Flucht bekommt Quaid einen Koffer zugespielt, in dem er Geld, Reisedokumente und eine Videobotschaft findet. Ein Mann, der wie er selbst aussieht und sich als Hauser vorstellt, erklärt ihm, dass er auf dem Mars zu einer Widerstandsbewegung gegen Cohaagen gehörte. Quaid kann Richter und seinen Killern entkommen und fliegt zum Mars.

Quelle: Studiocanal Home Entertainment, DVD: Total Recall
Quelle: Studiocanal Home Entertainment, DVD: Total Recall

Auf dem Mars – Das Ende von Total Recall

Dort findet er eine Botschaft von seiner früheren Identität als Hauser vor, die ihn an die Prostituierte Melina (Rachel Ticotin) verweist, welche Kontakte zum Widerstand hat.

Die Auflösung von Total Recall

Melina glaubt Quaid allerdings die Geschichte von der Gedächtnislöschung nicht und wirft ihn raus. Zurück in seinem Hotel trifft Quaid auf Dr. Edgemar, der sich als Rekall-Arzt ausgibt. Er erklärt Douglas, dass all dies nicht wirklich geschehe und er gerade im Behandlungsstuhl von Rekall eine psychotische Episode durchlebe. Wenn er eine von Edgemars Pillen schluckt, könne Quaid aufwachen, doch wenn er dies verweigert, wäre er für immer in seiner Psychose gefangen. Quaid erschießt Edgemar und kurz darauf auch Lori.

Melina lässt sich von seinen Absichten überzeugen und organisiert ein Treffen mit dem Rebellenanführer Kuato. Dieser bittet Quaid, eine außerirdische Maschine, die vor kurzem auf dem Mars gefunden wurde, zu aktivieren. Cohaagens Sicherheitskräfte sind Quaid jedoch gefolgt. Kuato wird getötet und Quaid und Melina gefangengenommen. Cohaagen präsentiert den Gefangenen ein weiteres Video von Hauser. Hier erklärt dieser seine Loyalität zu Cohaagen. Die Gedächtnislöschung sei nur ein Trick gewesen, um Kuato aufzuspüren. Quaid und Melina können fliehen, bevor Quaids Erinnerungen an seine Hauser-Persönlichkeit wiederhergestellt werden können. Zusammen mit Melina kann er seine Widersacher töten und die außerirdische Maschine aktivieren. Sie kann den Mars flächendeckend mit Sauerstoff versorgen und damit die Unterdrückung der Bevölkerung beenden.

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„The best mindfuck yet“ – Der Mindfuck von Total Recall

Mögliche Mindfuck-Deutung von Total Recall

Als Cohaagen eröffnet, dass Hausers Gedächtnislöschung nur ein Trick war, um ihn bei den Rebellen einzuschleusen, antwortet Quaid: „It is the best mindfuck yet.“ Dies ist seine Art, an Cohaagens Geschichte zu zweifeln. Und tatsächlich kann man Total Recall als einen Film begreifen, in dem Quaid bei der Unterscheidung von Illusion und Realität immer die richtige Entscheidung trifft und dadurch einen ganzen Planeten befreit. Nirgendwo im Film findet sich ein Hinweis, der dieser Deutung klar widerspricht. Allerdings funktioniert der Film genau so, wenn man sich der Variante von Dr. Edgemar anschließt und Quaid als Opfer einer durch Rekall ausgelösten Psychose sieht.

Alle Verwicklungen beginnen erst nach dem Besuch bei Rekall und die Geschichte von einem Bauarbeiter, der einen Planeten rettet, wirkt nur deshalb nicht unglaubwürdig, weil zahlreiche andere Actionfilme vergleichbar weit hergeholte Geschichten erzählen. Sogar Quaid ist bereit Edgemars Erklärung (und die damit verbundene Tablette) zu schlucken, bis er einen Schweißtropfen auf dessen Stirn bemerkt. Dies ist für Quaid Grund genug, Edgemar zu erschießen und alle Zweifel hinter sich zu lassen. Am Ende des Films holen ihn die Zweifel jedoch wieder ein. Er fragt sich laut, was wohl wäre, wenn alles nur ein Traum wäre. Melina antwortet nur, dass er sie dann besser schnell küssen sollte. Diese leicht unbefriedigende Antwort verweist auf ein zentrales philosophisches Problem: Woher wissen wir, dass das, was wir als Wirklichkeit empfinden, auch die Wirklichkeit ist?

Ergänzung: In den Kommentaren zu diesem Artikel hat Lutz Bierend noch mehrere Signale genannt, die darauf hinweisen, dass Dougs Mars-Abenteuer nur in seinem Kopf stattfinden. Vielen Dank! Vergleichbare Hinweise liefert auch die Analyse des Films bei Screenheroes.

Quaids Trip heisst „Blue Sky on Mars“, und der Film endet damit, dass Mars eine Atmosphäre und einen blauen Himmel bekommt. Quaid entscheidet sich, Alienartefakte in die Illusion einfliesen zu lassen, und die Artefakte, die man im Hintergrund auf dem Bildschirm sieht, sind Bilder von dem Sauerstoffreaktor, den er am Ende des Filmes einschaltet. Die ganze Beschreibung des Implantats durch den Rekall-Techniker ist eine Beschreibung der letzten zwei Drittel des Filmes.

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Fazit

Egal ob man Total Recall als reinen Actionfilm anschaut oder als philosophischen Mindfuck: Empfehlenswert ist der Film auf jeden Fall. Paul Verhoeven und Arnold Schwarzenegger waren 1990 auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit und liefern ein tempo- und actionreiches Spektakel mit doppeltem Boden. Wenn dies irgendwie möglich ist, lohnt sich natürlich die Originalversion für Schwarzeneggers unnachahmlichen Akzent und seine legendären One-Liner. Aber auch auf deutsch macht Total Recall einfach sehr viel Spaß. Viel mehr Spaß als das Remake aus dem Jahr 2012.

Weiterführende Links

Total Recall bei www.imdb.com
Total Recall bei www.rottentomatoes.com

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Bildnachweis: Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Studiocanal Home Entertainment

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Bernd Leiendecker
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4 comments on “Total Recall (1990)Add yours →

  1. Der Mindfuck schon am Anfang angedeutet, Quaids Trip heisst „Blue Sky on Mars“, und der Film endet damit das Mars eine Athmosphäre und einen Blauen Himmel bekommt. Quaid entscheidet sich Alienartefakte in die Illusion einfliesen zu lassen, und die Artefakte, die man im Hintergrund auf dem Bildschirm sieht sind Bilder von dem Sauerstoffreaktor, den er am Ende des Filmes einschaltet. Die ganze Beschreibung des Implantats durch den Rekall Techniker ist eine Beschreibung, der letzten zwei Drittel des Filmes. Es ist ziemlich deutlich, dass sich der Film nur in seinen Kopf abspielt.

    1. Danke Lutz, da nennst Du ein paar wichtige Hinweise. Durch den großen zeitlichen Abstand zwischen der Rekall-Szene und dem tatsächlichen „Blue Sky on Mars“ und den Alien-Artefakten dürfte dieser Zusammenhang den meisten Zuschauern erst bei wiederholtem und sehr konzentrierten Anschauen auffallen. Das sind aber tatsächlich ziemlich eindeutige Signale, die ich in der Rezension noch ergänzen werde.

  2. Danke für die Auflösung, ich war zu unaufmerksam, um das genau zu lösen. Allerdings fiel mir schon auf, daß die „Rettung“ des Mars nie so schnell gehen kann: wenn so viel Sauerstoffgas in so kurzer Zeit wird, was sowieso technisch nicht möglich ist, gibt es gewaltige Stürme und kein Idyll.

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