Cover Babycall

Babycall

unentschlossener Thriller
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Unsere Bewertung
Eure Bewertung
[Anzahl der Stimmen: 12 Durchschnitt: 3.5]

Mindfuck-Level: Fortgeschrittener

Die Verfilmungen der drei Steig-Larsson-Romane Verblendung, Verdammnis und Vergebung bedeuteten für die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace die Eintrittskarte nach Hollywood. Die Filme markierten zudem eine Zeit, in der dem skandinavischen Film mehr internationale Aufmerksamkeit gewidmet wurde – nicht nur im Bereich düsterer Krimis. Rapaces vorerst letzte Rolle im skandinavischen Kino absolvierte sie in einem anderen typischen Genre: dem Horror- und Mysterythriller Babycall von Pål Sletaune.

Keine Ruhe

Anna (Noomi Rapace) ist mit ihrem achtjährigen Sohn Anders (Velte Qvenild Werring) vor ihrem gewalttätigen Mann geflohen und wohnt nun unter Aufsicht des Jugendamtes in einer kleinen Wohnung. Die ängstliche und übertrieben fürsorgliche Mutter kann sich nur schwierig mit dem Gedanken anfreunden, dass Anders auf Rat des Jugendamtes in seinem eigenen Zimmer schlafen soll. Sie kauft in einem Elektronikfachmarkt ein Babyfon. Doch schon bald hört sie auf dem Babyfon Schreie eines Kindes, die aber nicht von Anders stammen. Helge (Kristoffer Joner), ein Mitarbeiter im Elektronikfachmarkt, erklärt ihr, dass sie womöglich das Signal eines anderen Babyfons in ihrer Nähe empfängt. Kurze Zeit später bringt Anders einen Freund von der Schule mit, der ihm sehr ähnlich sieht und nicht viel spricht. Als auf Anders Zeichnung des Apartment-Komplexes plötzlich eine Leiche zu sehen ist, nimmt Anna an, der fremde Junge hätte sie gemalt.

Szenenbild Babycall
Quelle: EuroVideo Medien GmbH; DVD: Babycall

Kein Halt – Das Ende von Babycall

Die Auflösung von Babycall

Anna möchte mit Anders zu einem See gehen, den sie auf einem Spaziergang entdeckt hat. Doch dort an der Stelle des Sees findet sie nur einen Parkplatz vor. Kurz darauf lädt sie Helge zum Essen ein. Helge trifft in der Wohnung auf Anders Freund und hält ihn für Anders. Der Junge zeigt ihm Blutergüsse an seinem Körper und scheint zu wissen, dass auch Helge als Kind misshandelt wurde. Helge gerät mit Anna in Streit und verlässt die Wohnung. Als Anna die Wohnung ausfindig macht, aus der sie das zweite Babyfon-Signal empfängt, folgt sie einer Bewohnerin zum See. Dort sieht sie, wie ein Mann Anders Freund ertränkt. Sie versucht ihn zu retten und kommt im Krankenhaus wieder zu sich. Sie wurde nass und verwirrt auf einem Parkplatz gefunden.

Als sie Anders von der Schule abholen möchte, wird sie zum Direktor gerufen. An Anders Körper wurden Blutergüsse gefunden. Obwohl der Direktor es untersagt, nimmt Anna Anders mit nach Hause. Dort erklärt ihr der Mitarbeiter des Jugendamtes, dass Anders in die Obhut seines Vaters gegeben werden soll. Anna sticht ihn mit einer Schere nieder und springt mit Anders im Arm aus dem Fenster. Doch auf dem Boden findet der hinzugekommene Helge nur Anna. Er erfährt, dass Anders schon vor zwei Jahren von seinem Vater getötet wurde. Anna lebte allein und der vermeintliche Mitarbeiter des Jugendamtes ist nur der Hausmeister des Gebäudes. Durch die Zeichnung von Anders gelangt Helge in den Wald und findet die Leiche von Anders Freund.

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Keine Klarheit? – Der Mindfuck von Babycall

Analyse des Mindfuck von Babycall

Die Auflösung von Babycall beantwortet nicht alle Fragen. Offensichtlich ist Anders schon längst tot und damit nicht mehr real. Allerdings scheinen auch Anders Lehrer ihn wahrzunehmen und mit ihm normal umzugehen. Entstammen auch die Szenen in der Schule nur Annas Einbildung? Ebenso ist nicht zu erklären, dass Anna in einen See springt und dann auf einem Parkplatz mit nasser Kleidung gefunden wird. Eine der letzten Szenen legt nahe, dass Anders ein Geist ist, der einem anderen Jungen helfen möchte, welcher von seinen Eltern misshandelt wird. Doch auch damit lässt sich nicht jedes Element des Films erklären. Warum kennt Anders Freund Helges Kindheit? Ist er auch schon längst tot und möchte nur noch jemanden zu seiner Leiche führen?

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Fazit

Der Mindfuck von Babycall scheint nicht unbedingt dazu zu taugen, alle Begebenheiten des Films zu erklären. Allerdings erweckt die Inszenierung der Auflösung trotzdem den Anschein, als wäre nun alles geklärt. Leider ist dies nicht die einzige Schwäche von Sletaunes Film. Schon vor der überraschenden Wendung scheint der Film nicht so recht zu wissen, in welche Richtung er sich entwickeln soll. Mal geht es um die vermeintliche Bedrohung durch Anders Vater, mal um die geheimnisvollen Scheie im Babyfon oder um Annas verzerrte Realitätswahrnehmung. So ergibt sich kein roter Faden, dem der Zuschauer folgen kann und der ohnehin schon gemächlich erzählte Film beginnt, langweilig zu werden. Anerkennung verdient lediglich die schauspielerische Leistung von Noomi Rapace, die allerdings den Film auch nicht retten kann.

Babycall bei www.imdb.com
Babycall bei www.rottentomatoes.com

Filme wie Babycall

Filme mit ähnlichem Mindfuck wie Babycall

Black Butterfly (Spanien/USA/Italien2017, Brian Goodman)
Chasing Sleep (Kanada/USA/Frankreich 2000, Michael Walker)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Frankreich 1972, Luis Bunuel)
Ekel (Großbritannien 1965, Roman Polanski)
Fear and Loathing in Las Vegas (USA 1998, Terry Gilliam)
Living in Oblivion (USA 1995, Tom DiCillo)
One Way Trip (Schweiz/Österreich 2011, Markus Welter)
Phantasm – Das Böse (USA 1979, Don Coscarelli)
Sh! The Octopus (USA 1937, William C. McGann)
Shrooms (Irland/Großbritannien/Dänemark 2007, Paddy Breathnach)
Susan’s Plan (USA 1998, John Landis)
The Brown Bunny (USA/Japan 2003, Vincent Gallo)
The Dark Hours (Kanada 2005, Paul Fox)
The Heart of the Warrior (Spanien 1999, Daniel Monzón)
The Perfection (USA 2018, Richard Shepard)
Traum ohne Ende (Großbritannien 1945, Alberto Cavalcanti, Charles Crichton, Basil Dearden, Robert Hamer)

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Bildnachweis: Bilder mit freundlicher Genehmigung der EuroVideo Medien GmbH

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Bernd Leiendecker
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